The Conference

In The Conference taucht das seit der Pandemie vertraute Format des Onlinemeetings großformatig  im öffentlichen Raum auf. Während einer Zeit, die von Quarantäne und Reisebeschränkungen bestimmt ist, kommen in den leeren Schaufenstern der Stadt verschiedene Landschaften und Naturphänomene in Live Onlinemeetings zusammen. Der Planet Erde ist ober- wie unterirdisch in steter Bewegung und wandelt sich unablässig. Der Fokus der Live-Videoarbeit ist jenes irdische Netz  von Wirkmächten und eine Annäherung an die Frage, wie sich die Geschichten der Welt erzählen lassen. 

Kann die tief eingeschliffene Distanz und Unterscheidung zwischen Kulturen und Naturen gemindert werden, indem Geschichten erzählt werden, die vom ‚bloßen Material‘ jenseits des menschlichen Geistes und des Kunstschönen handeln und in ihrer ganz eigenen Temporalität erscheinen? Die Zeitlichkeit der Dinge unterschreitet häufig die kulturell geprägte narrative Zielstrebigkeit und agiert außerhalb des erzähltheoretischen Zeitmodells mit seiner inhärenten Spannung zwischen Entwicklungsverlauf und Finalität. Sie unterlaufen mit ihrer Ausgedehntheit und Unvollständigkeit die für die Rezeption als Bedingung erscheinende Möglichkeit, Dinge als wirkmächtig und somit bedeutsam erleben zu können. Doch Gegenwart ist immer auch eine Gleichzeitigkeit  unterschiedlicher Zeiten. 

In The Conference inszeniert sich die Welt selbst und fordert auf, die Faszination gegenüber der Dingwelt zum neuen ästhetischen Prinzip zu machen, sowie zu akzeptieren, dass diese Erde in Dimensionen agiert, die wir mit unserem menschlichen Erfahrungshorizont nicht erfassen können,  die aber dennoch unsere Wirklichkeit aktiv bedingen. Wir sind als Menschen ebenfalls Teil des irdischen Netzwerkes aus Ereigniszusammenhängen, dessen Einzelteile und Wirkweisen stets in  Bezug zueinander stehen und nicht voneinander getrennt werden können. Die Unterscheidungen  zwischen Vorder- und Hintergrund, Belebtem und Unbelebtem offenbaren sich aus diesem Blickwinkel zunehmend als irreführende Konzepte.

11.-17. OKT 20.00-23.00

im Schaufenster der Anschlussverwendung

Grünberger Straße 22

About the artist

Maria Heidler

Maria Heidler lebte bis 2016 als Schneiderin und freischaffende Hutmacherin in Berlin und kehrte anschließend für das Studium der bildenden Künste in ihre alte Heimat nach Dresden zurück. Dort arbeitete sie in enger Kooperation mit dem Konglomerat Dresden und Tagträumer e.V. zusammen. 2019 war sie and der Gründung des immer noch aktiven Kollektivs Polizeiklasse Dresden beteiligt, welches durch multimediale und performative Interventionen im öffentlichen Raum Position zu politischen Vorgängen innerhalb Dresdens und darüber hinaus bezieht. 2020 verbrachte sie in Athen und besuchte dort die Athens School of Fine Arts. 

Ihr Interesse gilt heute vor allem der Frage, wer auf der anthropogenen und eurozentristischen Weltbühne als Hauptrolle und wer als Nebendarsteller*in oder gar Hintergrund verstanden wird und wie sich solche gesellschaftliche „Wahrheiten“ etablieren. In ihrer künstlerischen Arbeit versucht sie sich den Geschichten einer diversen und lebhaften Dingwelt, fern herkömmlicher Heldenerzählungen anzunähern.